Mit der richtigen Vorbereitung ist ein Kurzurlaub oder eine Fernreise für Menschen mit Diabetes genauso möglich wie für Nicht-Diabetiker. Wichtig ist jedoch eine gute Planung, damit Sie möglichst ungestört eine unbeschwerte Zeit genießen können.

Reisen mit dem Auto oder Flugzeug

Wenn Sie mit dem Auto fahren, ist besonders wichtig:

  • Vor Fahrtantritt und regelmäßig zwischendurch müssen Sie den Blutzucker messen. Wichtigstes Ziel ist die Vermeidung von Unterzuckerungen. Schnelle Hypo-Helfer wie Taubenzucker oder Orangensaft müssen immer griffbereit sein.

Wenn Sie mit dem Flugzeug reisen, ist vor allem zu beachten:

  • Der gesamte Diabetesbedarf gehört ins Handgepäck, da aufgegebenes Gepäck einen anderen Weg nehmen oder verloren gehen kann. Zudem kann so der Temperaturbereich für das Insulin und die Blutzucker-Teststreifen zuverlässiger eingehalten werden.

Ärztliche Bescheinigung

Um Diskussionen am Sicherheitscheck bzw. mit Grenzkontrollen zu vermeiden, sollten Sie sich von Ihrem Arzt eine "Ärztliche Bescheinigung / Medical Certificate" ausstellen lassen. Hier wird die Notwendigkeit zur Mitführung von Insulin und Diabetesbedarf bescheinigt.

Anpassung der Insulindosis bei Zeitverschiebung

Wenn die Zeitverschiebung gegenüber dem Reiseland nicht mehr als zwei Stunden beträgt, ist in der Regel keine Therapieanpassung erforderlich ausser dass die Zeit am Zielort umgestellt wird.

Anders sieht es bei größeren Zeitverschiebungen aus. Während Mahlzeiten- und Korrekturinsulin (Bolusinsulin) unverändert weiter gegeben werden, muss das Verzögerungsinsulin / Basalinsulin angepasst werden. Dabei bedeutet eine Reise nach Westen eine Verlängerung des Tages und damit eine Lücke in der Versorgung mit Verzögerungsinsulin / Basalinsulin. Eine Reise nach Osten bedeutet eine Verkürzung des Tages und damit eine Überlappung der Versorgung mit Verzögerungsinsulin / Basalinsulin.

Wichtig ist bei jeder Zeitverschiebung eine engmaschige und regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte.

Bitte besprechen Sie die Therapieanpassung vor der Reise rechtzeitig mit Ihrem betreuenden Diabetesteam.

Hier einige Tipps, die sich bewährt haben:

Größere Zeitverschiebung bei der intensivierten-konventionellen Insulintherapie (ICT)

  • Am Tag des Abflugs spritzen Sie Verzögerungsinsulin wie gewohnt.
  • Flüge von Ost nach West:
    Überbrücken Sie die Lücke in der Verzögerungsinsulin-Versorgung mit mehrmaligen Injektionen von kurz wirksamem Insulin (Bolusinsulin) und injizieren Sie nach der Ankunft das Verzögerungsinsulin angepasst an die Uhrzeit vor Ort.
  • Flüge von West nach Ost:
    Lassen Sie nach der Ankunft die erste reguläre Injektion von Verzögerungsinsulin ausfallen. Nehmen Sie Ihren gewohnten Rhythmus erst mit der zweiten Injektion Verzögerungsinsulin entsprechend der Ortszeit auf. Die Lücke überbrücken Sie mit mehrmaligen Injektionen Bolusinsulin aufgrund der BG-Messungen.

Größere Zeitverschiebung bei der Insulinpumpen-Therapie

  • Bei drei bis vier Stunden Zeitverschiebung können Sie die Uhr der Insulinpumpe in Schritten von zwei Stunden pro Tag umstellen, bis sie auf Ortszeit eingestellt ist.
  • Bei mehr als vier Stunden stellen Sie nach der Ankunft zunächst die niedrigste Basalrate des Profils als konstante Basalrate ein. Diese konstante Basalrate behalten Sie ca. zwei bis drei Tage bei. Wenn sich Ihr Organismus auf die neue Zeit eingestellt hat, können Sie zu Ihrem ursprünglichen Basalratenprofil zurückkehren.

Änderung des Insulinbedarfs

Wer zu Hause viel Stress hat, nutzt die Zeit im Urlaub vielleicht eher zur Entspannung. Andere werden im Urlaub erst so richtig sportlich aktiv. Das kann sich auf den Insulinbedarf auswirken:

  • Wer sich weniger bewegt als zu Hause, wird in der Regel mehr Insulin benötigen.
  • Wer sich dagegen mehr bewegt bzw. sportlich aktiver ist als gewohnt, kann von einem niedrigeren Insulinbedarf ausgehen.

Die Dosierung des Verzögerungs- und kurz wirkenden Insulins muss entsprechend angepasst werden. Am besten besprechen Sie dies schon zu Hause mit Ihrem Diabetesteam. Insulinpumpen-Träger sind hier besonders flexibel und können für die Urlaubszeit ein eigenes Basalratenprofil anlegen. Oder sie passen die Therapie nach Bedarf über die temporäre Basalrate an.

Nicht vergessen darf man auch: Höhere Temperaturen fördern die Durchblutung. Das Insulin gelangt schneller ins Blut, wodurch der Wirkungseintritt des Insulins früher erfolgt als gewohnt.

Vor Hitze schützen

Insulin und Blutzucker-Teststreifen reagieren auf Hitze (über 37 °C) empfindlich. Sie dürfen keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden, denn das würde sie beschädigen bzw. unwirksam machen.

  • Zum Schutz gibt es spezielle Taschen für Diabetesbedarf mit Kühlmöglichkeit. (z. B. Frio-Kühltasche).
  • Lagern Sie Insulin und die Testreifen vor Ort in der Minibar oder einem Hotel-Kühlschrank.
  • Im Auto hilft eine kleine Kühlbox. Dabei auf genügend Abstand zwischen dem Kühlakku und dem Insulin und den Teststreifen lassen. Sie dürfen der Kälte nicht direkt ausgesetzt sein.
  • Blutzucker nur im Schatten messen.

Tipps für den Notfall

  • Wenn Sie mit einer Reisegruppe unterwegs sind, sollte mindestens einer der Mitreisenden über Diabetes informiert sein und wissen, was bei einer Unterzuckerung im Notfall zu tun ist.
  • Es empfiehlt sich einen Notfall-Ausweis (Diabetiker-Ausweis) in Englisch bzw. der Landessprache mitzuführen.
  • Erkundigen Sie sich am Urlaubsort nach dem nächsten Arzt bzw. Krankenhaus in der Nähe.
  • Erkundigen Sie sich vorab beim Insulinhersteller, ob Ihr Insulin im Reiseland verfügbar ist – eventuell auch unter einem anderen Namen.
  • Sollte Ihr Diabetesbedarf im Urlaub verloren gehen, schicken Versandhändler für Diabetesbedarf meist Ersatz auch per Post direkt an Ihren Urlaubsort. Häufig stellen sie auch kostenlos eine Urlaubs-Insulinpumpe.
  • Fragen Sie bei Ihrer Versicherung nach, ob Kosten für eine Behandlungen im Ausland übernommen werden.

Ferien-Checkliste

Ferien-Checkliste für Diabetiker
Ferien-Checkliste für Diabetiker

Achten Sie darauf, dass Sie neben dem gewohnten Diabetesbedarf auch genügend Reserve mitnehmen. Bestellen Sie rechtzeitig in der Apotheke bzw. beim Versandhandel für Diabetesbedarf Ihren Vorrat an Blutzucker-Teststreifen, Insulinpumpen-Zubehör, Pen-Nadeln etc. und natürlich das Insulin.